In einem intensiven Derby spielte der VfL Bochum lange stark bei Borussia Dortmund auf. Die Gäste hatten Mut, einen guten Matchplan und eine 2:0-Führung - der BVB aber einen Topstürmer in Torlaune.
Der BVB war von Beginn an sichtlich auf Wiedergutmachung für das 1:5-Debakel gegen den VfB Stuttgart aus. Das Team von Nuri Sahin, mit Startelfdebütant Yan Couto, Emre Can und Jamie Gitters für Niklas Süle, Felix Nmecha (beide Bank) und den verletzten Marcel Sabitzer, zeigte sich in Angriffslaune. Karim Adeyemi per Kopf (10.) und Julian Brandt aus 16 Metern (14.) gaben die ersten Warnschüsse ab. Die defensiven Lücken der Dortmunder waren damit allerdings keinesfalls aus der Welt.
Und auf die hatte es Peter Zeidler offenbar abgesehen. Seine Mannschaft, mit Tim Oermann und Anthony Lossila für Erhan Masovic (wird Vater) und Lukas Daschner (überraschend nicht im Kader), nahm zwar wie erwartet den passiveren Part ein, lauerte aber immer wieder auf aggressive Pressingmomente und Umschaltsituationen.
So auch in der 15. Minute, als Maximilian Wittek blitzschnell einleitete und auf Philipp Hoffmann spielte. Mit Hilfe eines sehenswerten doppelten Doppelpasses wurde Matus Bero freigespielt, der den Ball aus 16 Metern trocken mit links zum 1:0 ins linke untere Eck feuerte - 0:1!
VfL Bochum: Drewes - Passlack, Medic, Oermann, Wittek - Losilla, Sissoko (82. Kwarteng), Bero (82. Baldé), De Wit - Boadu (62. Broschinski), Hofmann (72. Miyoshi)
Tore: 0:1 Bero (16.), 0:2 De Wit (21.), 1:2 Guirassy (44.), 2:2 Can (FE, 61.), 2:3 Guirassy (75.), 2:4 Nmecha
Der BVB reagierte verunsichert und machte Fehler. Folgenschwere Fehler. Nico Schlotterbeck spielte Gregor Kobel viel zu hoch an, der Schlussmann konnte den Ball kontrollieren, ging aber unnötig gegen Myron Boadu ins Dribbling und geriet derartig unter Druck, dass er dem freistehenden Dani De Wit in die Füße passte. Der Bochumer musste den Ball von der Strafraumkante nur noch ins leere Tor schieben - 0:2 (21.).
Die Dortmunder versuchten prompt, den Spielstand zu korrigieren, agierten nun ab zu schlampig im Ballbesitz und vor allem: weiterhin unachtsam. Der auffällige Hofmann hob mit einem simplen Steilpass die komplette Restveteidigung des BVB aus, sodass Boadu frei aufs Tor zulief. Statt auf 3:0 zu erhöhen, setzte er die Kugel jedoch links am Kasten vorbei (33.).
Erst kurz vor der Pause wurden die Angriffe der Hausherren sauberer und zielgerichteter. Nach einer kurzen Druckphase folgte direkt der Anschluss. Brandt flankte von rechts, Serhou Guirassy setzte sich in der Luft gegen Oermann durch und nickte zum 1:2 ein (44.). Der BVB war gewillt, direkt nachzulegen - der Pausenpfiff kam für die Bochumer gerade noch rechtzeitig.
Die Bochumer blieben auch nach dem Seitenwechsel ihrem Matchplan treu, schlugen den Ball nun aber zu oft zu früh zurück zum Gegner, anstatt die wenigen Ballbesitzphasen konsequent zu Ende zu spielen. Der Druck der Dortmunder, er nahm folglich zu. Und wurde zu groß für den leidenschaftlich verteidigenden VfL. Nach einer Stunde kam der zuvor bärenstarke Felix Passlack einen Schritt zu spät gegen Guirassy - Elfmeter. Emre Can verwandelte souverän zum 2:2-Ausgleich (62.).
Wer nun dachte, der VfL würde aufgeben, der täuschte sich. Die Gäste blieben in der Partie, die nächste Gelegenheit ging sogar auf ihr Konto: Nach einer Kopfballablage zog der eingewechselte Moritz Broschinski aus acht Metern direkt ab, traf allerdings den Ball nicht richtig, sodass Kobel parieren konnte (64.). Der VfL blieb mutig. Der BVB hatte Guirassy. Wie aus dem Nichts wurde der Angreifer nach einem langen Ball hervorragend von Adeyemi in Szene gesetzt und tunnelte dem herausreißenden Drewes aus wenigen Metern zum 3:2 (75.). Spiel gedreht.
Die Zeidler-Elf wirkte nun platt, der BVB befreit - Felix Nmecha sorgte nach erneut starker Vorarbeit Adeyemis noch für das 4:2. Sein Abschluss war allerdings mehr als haltbar, rutschte unter Drewes durch (81.)
Der BVB klettert mit nun zehn Punkten zumindest vorerst auf Platz zwei, der VfL dagegen bleibt bei einem mickrigen Punkt und droht den Spieltag als Tabellenletzter zu beenden.